Ein Elektrorollstuhl kann die Lebensqualität und Mobilität enorm steigern, besonders für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Die Anschaffung ist jedoch oft kostspielig. Für viele stellt sich die Frage, wie eine Finanzierung möglich ist, insbesondere wenn ein negativer Schufa-Eintrag vorliegt. Doch auch in dieser Situation gibt es oft noch Wege und Optionen, die es wert sind, erkundet zu werden.
Herausforderungen bei negativer Schufa
Die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, sammelt Daten zur Kreditwürdigkeit von Verbrauchern in Deutschland. Ein negativer Eintrag signalisiert potenziellen Kreditgebern oder Verkäufern auf Raten, dass in der Vergangenheit Zahlungsprobleme auftraten. Dies erschwert in der Regel den Zugang zu Krediten, Ratenkäufen oder anderen Finanzierungsformen.
Beim Kauf eines Elektrorollstuhls, der oft mehrere tausend Euro kosten kann, ist eine Finanzierung oder ein Ratenkauf eine gängige Option. Anbieter prüfen vor Vertragsabschluss die Bonität des Käufers, häufig mithilfe einer Schufa-Abfrage. Ein negativer Eintrag kann dazu führen, dass der Antrag abgelehnt wird.
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder negative Schufa-Eintrag gleich schwerwiegend ist. Einträge wegen geringfügiger Versäumnisse verjähren oft schneller oder haben weniger Einfluss als schwerwiegendere Fälle wie Insolvenz. Die genauen Auswirkungen hängen von der Art des Eintrags und der Bonitätspolitik des jeweiligen Anbieters ab.
Möglichkeiten der Finanzierung trotz Schufa
Auch mit einem negativen Schufa-Eintrag gibt es verschiedene Ansätze, um einen Elektrorollstuhl zu finanzieren. Diese erfordern oft alternative Strategien oder die Inanspruchnahme spezifischer Hilfsangebote.
Unterstützung durch die Krankenkasse
Ein Elektrorollstuhl gilt in Deutschland oft als medizinisches Hilfsmittel. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Krankenkasse die Kosten ganz oder teilweise übernehmen. Dies ist die primäre und oft beste Option für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
Voraussetzungen für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse:
- Ärztliche Verordnung: Ein Arzt muss den Elektrorollstuhl als medizinisch notwendig verordnen. In der Verordnung muss die Notwendigkeit detailliert begründet werden.
- Antragstellung: Der Patient oder seine Angehörigen müssen einen Antrag bei der zuständigen Krankenkasse stellen. Dem Antrag wird die ärztliche Verordnung beigelegt.
- Prüfung durch den Medizinischen Dienst (MD): Die Krankenkasse prüft den Antrag, oft unter Einbeziehung des Medizinischen Dienstes. Der MD begutachtet, ob der Elektrorollstuhl zur Sicherung der Mobilität im Nahbereich, zur Erschließung des Wohnumfeldes oder zur Ermöglichung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben notwendig ist.
- Auswahl des Modells: Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für ein Standardmodell, das dem festgestellten Bedarf entspricht. Wünscht der Patient ein teureres oder spezielleres Modell, muss die Differenz oft selbst getragen werden.
- Wiedereinsatz: Viele Krankenkassen stellen gebrauchte, aufbereitete Elektrorollstühle zur Verfügung. Dies ist oft die bevorzugte Option der Kassen aus Kostengründen.
Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse umgeht das Problem der Schufa-Prüfung komplett, da es sich um eine Leistung der Gesundheitsversorgung handelt und nicht um einen Kredit oder Ratenkauf im klassischen Sinne.
Ratenkauf über spezialisierte Anbieter
Einige Anbieter von Mobilitätshilfen oder Sanitätshäuser haben möglicherweise flexiblere Finanzierungsmodelle oder arbeiten mit Kreditinstituten zusammen, die auch Kunden mit weniger optimaler Bonität berücksichtigen. Dies ist jedoch die schwierigste Option bei einem klaren negativen Schufa-Eintrag.
Worauf Sie achten sollten:
- Spezialisierte Händler suchen: Fragen Sie gezielt bei Händlern nach, die Erfahrung mit Kunden in schwierigen Finanzsituationen haben.
- Konditionen prüfen: Die Zinssätze und Gebühren für Ratenkäufe trotz negativer Schufa können deutlich höher sein. Lesen Sie das Kleingedruckte genau.
- Anzahlung leisten: Eine höhere Anzahlung kann die Chancen auf Zustimmung erhöhen, da sie das Ausfallrisiko für den Anbieter reduziert.
- Alternative Sicherheiten: Können Sie andere Sicherheiten bieten oder einen Bürgen stellen? Dies könnte ebenfalls helfen.
Seien Sie jedoch extrem vorsichtig bei Angeboten, die unrealistisch gut klingen oder Vorkasse verlangen, bevor Sie den Rollstuhl erhalten. Hier besteht Betrugsgefahr.
Kredit trotz Schufa
Einige Kreditinstitute oder Kreditvermittler werben explizit mit Krediten trotz Schufa. Diese Kredite sind oft als „Schweizer Kredite“ oder ähnliches bekannt. Sie sind in der Regel deutlich teurer als reguläre Kredite und die genehmigten Beträge oft niedriger. Auch hier ist größte Vorsicht geboten, da unseriöse Anbieter existieren.
Alternativen:
- Kredit mit Bürgen: Eine Person mit guter Bonität bürgt für den Kreditnehmer. Dies reduziert das Risiko für die Bank und kann die Kreditvergabe ermöglichen.
- Privatkredit: Geld leihen von Freunden oder Familie kann eine Option sein, erfordert aber klare Absprachen über Rückzahlung.
- Kreditmarktplätze: Plattformen, auf denen private Anleger Kredite an private Kreditnehmer vergeben. Die Konditionen können variieren, und auch hier erfolgt eine Bonitätsprüfung, die aber unter Umständen flexibler ist als bei traditionellen Banken.
Weitere Überlegungen und Tipps
Neben den direkten Finanzierungswegen gibt es weitere Aspekte, die Ihnen helfen können:
Gebrauchte Elektrorollstühle
Der Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls kann eine deutlich günstigere Option sein. Sie werden oft von Privatpersonen oder spezialisierten Gebrauchtwarenhändlern für medizinische Hilfsmittel angeboten. Achten Sie auf den Zustand, das Alter der Batterien und ob Wartungsnachweise vorhanden sind.
Miete statt Kauf
Benötigen Sie den Elektrorollstuhl nur für einen absehbaren Zeitraum (z.B. nach einer Operation) oder möchten Sie die Kosten überschaubar halten? Mieten kann eine Alternative sein. Viele Sanitätshäuser bieten Mietmodelle an.
Stiftungen und Hilfsfonds
Es gibt Stiftungen und lokale Hilfsfonds, die Menschen in finanziellen Notlagen unterstützen, insbesondere wenn es um die Anschaffung notwendiger Hilfsmittel geht. Eine Recherche bei lokalen Wohlfahrtsverbänden oder spezialisierten Behindertenorganisationen kann sich lohnen.
Verbesserung der eigenen Bonität
Langfristig ist es ratsam, an der Verbesserung der eigenen Bonität zu arbeiten. Begleichen Sie offene Forderungen, prüfen Sie Ihre Schufa-Daten auf Richtigkeit und vermeiden Sie neue negative Einträge.
Einen Elektrorollstuhl zu finanzieren, wenn die Schufa belastet ist, ist herausfordernd, aber nicht unmöglich. Der erste und wichtigste Schritt sollte immer der Antrag bei der Krankenkasse sein, da dies die beste und sicherste Lösung darstellt. Wenn dieser Weg nicht greift oder nicht den vollen Bedarf deckt, erfordern alternative Finanzierungswege wie Ratenkauf oder Kredit trotz Schufa besondere Vorsicht und eine sorgfältige Prüfung aller Angebote. Gebrauchte Modelle oder Mietoptionen bieten zusätzliche Flexibilität. Mit Hartnäckigkeit, gründlicher Recherche und der Bereitschaft, alternative Wege zu prüfen, lässt sich oft eine passende Lösung finden, um die benötigte Mobilität und Unabhängigkeit zu erlangen.